Frauen­netzwerke

Noch vor rund 30 Jahren gab es nur wenige Frauennetzwerke in Deutschland, welche eher informell und räumlich begrenzt, also auf Lokalvernetzung ausgerichtet waren. In der vergangenen Dekade hat das Thema zielgerichtete Vernetzung unter Frauen für die Karriereentwicklung starken Auftrieb erfahren. Vor allem durch die sozialen Medien, die Entstehung einer globalen Bewegung unter dem Dach Female Empowerment und durch den Digitalisierungsschub als Folge der weltweiten Pandemie haben viele Frauen das Thema berufliche Netzwerken für sich entdeckt.

Karrierebezogene Frauennetzwerke verfolgen oftmals auch übergeordnete, geschlechterpolitische Ziele auf politischen, kulturellen, beruflichen oder sozialen Gebieten. Sie haben unterschiedliche Strukturen, Träger und Organisationsformen.

Warum sind Frauennetzwerke wichtig?

Viele formale Netzwerke im wirtschaftlichen Bereich waren in der Vergangenheit nur für Männer bestimmt, oder von ihnen dominiert. Frauen erkennen jedoch zunehmend die Bedeutung von Frauennetzwerken und holen gewaltig auf. Die Digitalisierung schafft neue Möglichkeiten der Vernetzung. 

Anfang des 20. Jahrhunderts begannen Frauen, im Zuge des Erstreitens ihres Wahlrechts, eigene Netzwerke zu gründen, um gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Teilhabe in eigene Hände zu nehmen und Hindernisse auf dem Weg zur Gleichberechtigung der Geschlechter proaktiv anzugehen

Ein gutes Beispiel ist das Netzwerk Business & Professional Women, die 1988 mit der „Red Purse Campaign“ in den USA auf die bestehende Lohnlücke zwischen Männern und Frauen aufmerksam machten. 2008 wurde diese Initiative von BPW in Deutschland gespiegelt: Der Equal Pay Day wurde als Aktionstag für die Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen eingeführt. 

Vielfalt auch im Leadership

Durch ihren Startvorteil im beruflichen Netzwerken nehmen vor allem Männer seit den Anfängen der Wirtschaft großen Einfluss auf beispielsweise Arbeitsstrukturen und die Karriereentwicklung der nachwachsenden Talente. Als Folge des Similar-To-Me Bias werden von Führungsverantwortlichen oft diejenigen für einen Job, eine Aufgabe oder eine Beförderung ausgewählt, die einem selbst ähnlich sind. Sitzen vornehmlich Männer in den Entscheidungspositionen, hat dies häufig zur Folge, dass ebenfalls vornehmlich Männer ihre Nachfolge antreten.

Es gibt wichtige Initiativen und Vereine wie FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte, die explizit mit dem Ziel gegründet werden, den Anteil von Frauen   in Führungspositionen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik signifikant und nachhaltig zu erhöhen. Wenn es darum geht, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, spielt die Sichtbarkeit von weiblichen Vorbildern eine wichtige Rolle. Karrierenetzwerke für Frauen können ein wichtiger Hebel sein, um den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen.

Vitamin n bei der Jobvergabe

Viele Jobs werden gar nicht erst ausgeschrieben, sondern über Vitamin B, beziehungsweise berufliche Kontakte besetzt. Die Schätzungen hierzu variieren, der Anteil liegt wahrscheinlich zwischen 30 und 50 Prozent. Eine Faustregel lautet: Je größer ein Netzwerk und je vielfältiger in der Ausfächerung der Branchen und Hierarchien, umso mehr trägt es zur persönlichen Karriereentwicklung bei.

Durch den Austausch mit anderen ambitionierten Frauen wird klar, dass es viele Wege zum Ziel gibt. Das liefert jede Menge Inspiration und Motivation für die eigene Karriere, gibt neue Perspektiven und führt somit dazu, dass Karriereentscheidungen bewusst und informiert getroffen werden können. Getreu dem Motto: “Eine Karriere im Ausland? Ein eigenes Unternehmen gründen? CEO werden? Ich weiss, wen ich zu Erfahrungswerten befragen kann und wer meinen Weg begleiten wird!”

Was macht ein gutes Frauennetzwerk aus?

Das Netzwerk zur Karriereentwicklung für Frauen sollte ein Ort sein, der den dynamischen Austausch von Wissen, Erfahrungs- und Empfehlungswerten fördert.

Vernetzung ist mehr als einen digitalen Kontakt zu adden

Ein gutes Netzwerk muss seinen Mitgliedern die Möglichkeit bieten, sich intuitiv und passgenau zu vernetzen und persönliche Herausforderungen im beruflichen Kontext mit Support zu meistern. 

Netzwerken ist ja nichts anderes, als mit Menschen in einen vertrauensvollen Kontakt zu kommen. Und das braucht eben seine Zeit, daher ist aus unserer Sicht eine Regelmäßigkeit im Austausch wichtig, zum Beispiel auf regelmäßigen Netzwerkevents.

Zudem ist unserer Meinung nach unerlässlich, den Austausch durch eine gemeinsame digitale Plattform zu gewährleisten. Denn das ermöglicht auch in pandemischen Zeiten ein intensives Netzwerken. Bei nushu haben wir zum Beispiel in einer hohen Frequenz Meetings, Events und Workshops. Damit bieten wir einen bunten Strauß an Anlässen, um ins Networking unter Frauen zu gehen. In unserer App nushu connect kann frau ganz gezielt nach einer Sparringspartnerin suchen und diese direkt kontaktieren. Zudem sind hier Postings der Member möglich, um gemeinsam Herausforderungen anzugehen. 

Positionsabhängiger Austausch auf Augenhöhe

Für viele Frauen ist der Ansatz des Reverse Mentoring, den z.B. auch das digitale Karrierenetzwerk LinkedIn in einem Programm gewählt hat, sehr spannend. Statt in einem brancheninternen Netzwerk werden in einem Karrierenetzwerk wie nushu die Mitglieder in Hinblick auf Branchen- und Hierarchievielfalt kuratiert. So können wertvolle Erfahrungen im Berufsleben ohne Grenzen ausgetauscht werden, Frauen können gegenseitig berichten, welchen Weg sie gegangen sind, sich inspirieren und motivieren. Andere Frauen können als Vorbilder oder Mentoren angesehen werden. Die Wahrnehmung von Geschlechtervielfalt in Leitungsfunktionen, in Arbeitseinheiten und Teams fördert produktives Arbeiten und Denken. Dabei müssen die berufserfahrenen Mitglieder ebenso etwas mitnehmen können, wie die, die noch am Anfang der Karriere stehen. 

Frauennetzwerke als Safe Space

Die Funktion, die Frauennetzwerke haben, ist trotz einer gewissen und oftmals auch gezielt eingegangenen Abgrenzung zu Männernetzwerken, sehr wertvoll. Frauennetzwerke helfen bei der Entwicklung neuer, bisher männlich geprägter Rollenidentitäten beispielsweise als Gründerin oder Unternehmerin, aber auch auf dem Weg an die Spitze eines DAX-Konzerns. Das Netzwerken unter Frauen und das Zusammentreffen vieler Altersgruppen, Branchen und Hierarchien in einem Netzwerk erhöhen die eigene Kompetenz in beruflichen Kontexten, Sichtbarkeit und den vertrauensvollen Ausbau des eigenen Entwicklungspotentials. 

Checkliste: Gedanken zur Wahl deines Frauennetzwerkes

  • Was bietet das Frauennetzwerk genau?

  • An wen richtet sich das Frauennetzwerk?

  • Wie digital ist das Netzwerk aufgestellt?

  • Wie kann ich mich einbringen?

  • Wie findet der Austausch dort statt?

  • Wie viele Events werden in welcher Form angeboten?

  • Wie flexibel kann ich mich vernetzen?

  • Wie hoch ist der Mitgliedsbeitrag? Ist die Teilnahme an Events inkludiert?

  • Wie läuft das Aufnahmeverfahren ab?

Frauennetzwerke in Deutschland

Ein bundesweites Gesamtverzeichnis für alle relevanten Frauennetzwerke gibt es noch nicht. Das mag auch an der unterschiedlichen Organisation und Ausrichtung der einzelnen Frauennetzwerke in Deutschland liegen. Sie unterscheiden sich zum Teil maßgeblich in Größe, Struktur, Aufnahmeprozedere, Steuerung und auch in der Zielsetzung.

Auch interne Frauennetzwerke sind auf dem Vormarsch

Inzwischen setzen auch große Konzerne und einige mittelständische Betriebe auf interne Netzwerke. Da Frauennetzwerke in vielen Unternehmen zumindest in der Vergangenheit eher graswurzelartig entstanden sind, fehlt mancherorts noch die sinnvolle Anbindung an das Management und das Vorhandensein eines eigenen Etats. Best Practice für die Gründung eines internen Frauennetzwerkes findest du in unserem Paper.

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