Gerade erst war Weltfrauentag, oder wie es aus dem Französischen übersetzt heißt, der Tag zur Stärkung der Rechte von Frauen. Ich finde, dass es die Thematik, um die es hier geht, deutlich besser beschreibt. Es geht um die Rechte in der Gesellschaft – aber wie steht es um die Rechte, die Frauen sich selbst gegenüber einfordern sollten?
Was hält Frauen davon ab zu sich zu stehen, voller Selbstbewusstsein und Stolz auf ihren Körper? Warum fällt es Frauen so schwer, sich auf ihre Fähigkeiten zu konzentrieren?

Mein Weg zur Body Positivity

Ich war über 10 Jahre in der Beautyindustrie tätig. Eine Industrie, die von Schönheitsidealen und Körpermodellen lebt, ähnlich wie die Gesundheitsindustrie. Die Jagt nach dem schönsten Model, dem besten oder auch ausgefallensten Make-up und Styling. Mit dem Bedürfnis die „Eine, Beste, oder Auserkorene“ zu werden, treffen sich schon 14-jährige Kinder in den Backstage- und Casting Bereichen. Immer mit dem Ziel, den eigenen Körper zu kasteien, damit er die Anforderungen erfüllt.

Ich bin eine relativ große und demnach auch körperformtechnisch ganz normale Frau. Mein Körper hat sich, ohne meinen Beirat, dazu entschieden den Fokus auf Po und Oberschenkel zu legen. Gut, oder auch nicht, ich habe selbstverständlich alles dagegen getan. Eine Diät nach der anderen, Lebensmittel komplett aus meinem Sortiment geschmissen, Sport, Laufen, Krafttraining, ach ja, die Saftkuren nicht zu vergessen. Mein Ziel? Ich wollte zierlich wirken, feingliedrig, zart, ja das beschreibt es am besten.

Von außen betrachtet absolut unmöglich. Hätte ich das zu dem Zeitpunkt gewusst, ich hätte mir 26 Jahre Body Load gespart. Wie ich diese Form der Unzufriedenheit und der unendlichen Gedanken gegenüber dem eigenen Körper nenne.

Seit Corona häufen sich die Fälle von psychischen Fehlinterpretationen der eigenen Körperform bei jungen Mädchen. Social Media spielt hier eine große Rolle. Es ist der soziale Vergleich, den Festinger 1954 erstmalig beschrieben hat. Wir, die wir menschliche Wesen sind, erschaffen durch einen Abgleich mit Personen in unserem engen, oder durch social Media erweiterten Bekanntenkreis, um die eigene Leistung ins Verhältnis zu setzen.
Wir leben im ständigen Vergleich mit anderen. Während Männer diesen Vergleich oftmals als Competition nutzen um beruflich, oder sportlich besser zu werden, nutzen Frauen diesen Abgleich, um sich hinsichtlich ihres Aussehens, ihrer Körperform, Kleidung und dem Erscheinungsbild immer wieder ab oder aufzuwerten.

Das Gefühl nicht gut genug zu sein, die Ansprüche nicht zu erreichen, ist für viele Frauen schon seit der Pubertät ein Thema. Glaubenssätze, die sie davon abhalten den aktuellen Zustand anzunehmen.
Hypothetische Zukunftsvisionen gibt ́s inklusive.

Was kaum jemand weiß, nicht nur die Zukunft ist in diesem Gedankenspiel ausgelagert von der eigenen Handlungsfähigkeit, sondern auch das Jetzt. Merkmale sind Unzufriedenheit, Nervosität, Handlungsunfähigkeit, Zögern.
Wir wissen längst, dass wir Frauen uns vor allem auch gegenseitig unterstützen müssen, um in der Gesellschaft zu unseren geforderten Rechten zu kommen. Female Empowerment, ein Wort unserer Zeit. Empowerment bedeutet Ermutigung. Untereinander, aber vor allem für sich selbst. Denn, wenn Frauen es schaffen, wertschätzend und wohlwollend auf sich selbst zu schauen, schaffen sie es auch diese Liebe nach außen zu tragen.

Zwei Lösungsansätze.

  1. Betrachte deinen Körper jeden morgen voller Wertschätzung und Aufrichtigkeit. Stelle dich dazu unbekleidet vor einen Spiegel und betrachte dich. Alle aufkommenden negativen Gedanken werden wie Wolken am blauen Himmel weggeschoben von dir. Ziel ist es, deinen Körper ganz subjektiv zu betrachten. Wertungsfrei. So wie er ist. Eine Freundin, eine Partnerin, die Begleitung deines Lebens.
  2. Streife deinen Body-Load ab. Stelle dir ab jetzt vor, wie du bist, wenn du dein Ziel erreicht hast. Wie fühlt sich dein Körper an, welche Kleidung trägst du, wie hörst du dich an? Nimm dieses Gefühl in dir auf und notiere dir alle Veränderungen, die du durch dieses Gedankenspiel gewinnst. Was tust du, wenn du deine Ziele erreicht hast? Welche Projekte gehst du dann an?
    Notiere dir auch hier, was deine Herangehensweise verändert und welche Aktionen du schon heute in deinen Alltag integrieren kannst. Formuliere immer in der Präsenz deines Handelns. Hätte wäre, wenn streichst du ab jetzt aus deinem Wortschatz.
    Das Gehirn steuert all unsere Körperfunktionen, nach innen und nach außen. Unsere Gedanken und Worte leiten unsere Taten. Wer immer im Konjunktiv formuliert und denkt, der verhindert, dass etwas passiert.

Um im Außen etwas zu ändern, können wir einen großartigen Schritt in unsere Persönlichkeit gehen. Wer zu sich und zu ihren Fähigkeiten, Körperlichkeit, Gefühlen steht, sie wahrnimmt, wertschätzt und benennt, hat die Chance, sich selbst und die Menschen um sich herum mitzunehmen, auf eine großartige Reise.

Über die Autorin:

BE THAT WOMAN YOU WANT TO BE ist die Maxime von Katharina Lages-Willner. Dass Frauen Vorbilder und neue Wege brauchen, um Karriere und Lifestyle zu vereinen, ist für Katharina Lages-Willner ein Herzensthema, für das sie sich mit ihrem Unternehmen HeartBrain Consulting einsetzt. Katharina verbindet ihr Wissen und ihre Erfahrungen aus Training&Coaching, Management und weiblich geprägter Beautyindustrie miteinander und stellt klar, dass Frauen auf sich und ihr Können vertrauen müssen, um die Gesellschaft zum Umdenken zu bringen.