Inhalt

  • Was bedeutet Lebenslanges Lernen?
  • Lebenslanges Lernen: Definition der EU
  • Wie lernt man sein Leben lang?
  • Lebenslanges Lernen – Status quo Deutschland
  • Warum ist Lebenslanges Lernen wichtig?
     


Was bedeutet Lebenslanges Lernen?

Das Konzept Lebenslanges Lernen bedeutet, dass der persönliche und berufsbezogene Weiterentwicklungsprozess jedes Menschen nie abgeschlossen ist. Voraussetzung ist, dass allen Menschen ein gewisses Skill Set an die Hand gegeben werden muss, um neue Wissens- und Kompetenzfelder³ zu erschließen und auszubauen.

Es existiert keine allgemeingültige Definition

Trotz der vielfachen Verwendung des Ausdrucks existierte keine allgemeingültige Definition. EU und OECD definieren Lebenslanges Lernen entlang der Schlagworte Wettbewerb, Digitalisierung, Globalisierung, AI, Employability und Future Skills Economy.⁴ Der Markt für digitales Lernen ist der am schnellsten wachsende Sektor der globalen Bildungsindustrie.⁵

Sokrates, Rousseau, Montessori: Lernen für das Leben

Seit der Antike beschäftigen sich Vordenker:innen mit schulübergreifenden Bildungskonzepten für Kinder und Erwachsene.⁶ Ebenso früh beziehen sie die Selbstverantwortung im eigenen Weiterbildungsprozess mit ein. Dahinter steht die Überzeugung, dass nichts so unabhängig macht, wie eigenständig erworbenes Wissen. 

Zitate

„…und ist der Schüler nicht wenigstens die Hälfte seines Weges allein gegangen, so hat er nichts gelernt.“ (Sokrates, 470 – 399 v. Chr. griechischer Philosoph)

„Nur in einer Wissenschaft muss man Kinder unterweisen, in der Wissenschaft von den Pflichten des Menschen.“ (1712 – 1778, französischer Schriftsteller und Philosoph)

 „Hilf mir, es selbst zu tun. Zeig mir, wie es geht. Tu es nicht für mich, ich kann und will es allein tun.“ (Maria Montessori, 1870 – 1952, italienische Ärztin und Pädagogin)

 “The illiterate of the 21st century will not be those who cannot read and write, but those who cannot  learn, unlearn, relearn.” (Alvin Toffler, US-amerikanischer Autor und Futurologe, 1928 – 1970)

Paradigmenwechsel von „Bildung“ zu „Lebenslanges Lernen“

In den 1970er Jahren erfolgte ein Paradigmenwechsel von „Bildung“ hin zu „Lebenslanges Lernen“.⁷ Auch in Deutschland wurde Lebenslanges Lernen zum festen Bestandteil von Diskussionen in Bildungspolitik⁸ und Arbeitgeber:innen-Verbänden. Bis dahin wurde Bildung meist als transaktionaler Lernprozess verstanden, für das Institutionen und Lehrkräfte verantwortlich waren. Inzwischen greift das Verständnis weiter: Das Lernen selbst und die individuellen Lernmöglichkeiten rückten in den Vordergrund. Grundsätzlich ist die Definition von Lebenslangem Lernen von ihrem Kontext, also auch dahinterstehenden Interessen abhängig.

Lebenslanges Lernen – Kritik am Konzept

Natürlich gibt es auch Kritik am Konzept des Lebenslangen Lernens. Diese sieht Lebenslanges Lernen der Wirtschaft verpflichtet.⁹ Zum Beispiel, dass Lernprozesse nur gefördert werden sollen, um Mehrwert der Arbeit zu schaffen. Oder dass Bildung im Sinne eines vorauseilenden Gehorsams absolviert wird. Wichtig ist auch der Hinweis auf die Tatsache, dass die soziale Herkunft ohne reale Chancengerechtigkeit Einfluss auf spätere Bildungswege hat.¹⁰

OECD Skills Outlook 2021: Bildungsstand ausschlaggebend

Der OECD Skills Outlook 2021 zeigt: Beim Lebenslangen Lernen gibt es  Diskrepanzen zwischen Arbeitnehmer:innen mit unterschiedlichem Bildungsniveau.¹¹ Sechs von zehn höher gebildeten Erwachsenen nehmen an Bildungsangeboten teil, während dies im Schnitt nur zwei von zehn Erwachsenen mit geringerer Bildung tun. Außerdem haben Angestellte in großen Unternehmen tendenziell mehr Zugang zu Bildungsangeboten als Selbstständige.¹²

 

Lebenslanges Lernen: Definition der EU

 1993 hält die EU in den Maastrichter Verträgen fest, den gesamten Bereich Bildung zu einem gemeinsamen Politikfeld der Mitgliedstaaten zu machen.¹³ Allerdings bleibt die Wirkungsmacht der EU hier auf Empfehlungen und Gestaltungshinweise beschränkt. Trotzdem trugen Initital-Dokumente wie die Maastrichter Verträge im Bereich Bildung Früchte. So existiert beispielsweise seit der Bologna-Erklärung von 1999 nahezu an allen europäischen Hochschulen eine vergleichbare Struktur von Bachelor- und Master-Studiengängen.

EU-Definition: Lebenslanges Lernen dient einem höheren Gut

Lissabon im März 2000: Der Europäische Rat bekräftigt, dass der erfolgreiche Übergang zur wissensbasierten Wirtschaft und Gesellschaft mit einer Orientierung zum lebenslangen Lernen einhergehen muss.¹⁴ Der Rat fordert Mitgliedstaaten, und Kommission auf, im Rahmen ihrer Zuständigkeiten kohärente Strategien und praktische Maßnahmen zur Förderung lebenslangen Lernens für alle zu bestimmen.

EU-Memorandum im Wortlaut¹⁵

„In Europa ist die wissensbasierten Gesellschaft und Wirtschaft entstanden. Mehr als jemals zuvor sind der Zugang zu aktuellen Informationen und Wissen sowie die Motivation und Befähigung zur intelligenten Nutzung dieser Ressourcen – zum eigenen Wohl und zu dem der Gemeinschaft – der Schlüssel zur Stärkung von Europas Wettbewerbsfähigkeit und zur Verbesserung von Beschäftigungsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit der Arbeitskräfte.“ 

2021: EU-Kommission stärkt Zugang zu Weiterbildungen für alle

Laut Aktionsplan der EU-Kommission sollen künftig vor allem Erwachsene jeden Alters besseren Zugang zu Lern- und Weiterbildungsmöglichkeiten bekommen. Dieses sieht vor, dass bis 2030 mindestens 60% der Europäer:innen in den letzten 12 Monaten an irgendeiner Form des Lernens teilgenommen haben sollten.¹⁶ Individuelle Lernkonten und Qualifikationen zum Nachweis von Lernergebnissen, so genannte Microcredentials, sollen dazu beitragen, dass alle Menschen jederzeit und lebenslang Zugang zu Weiterbildungsangeboten haben. Finanzierungsmittel kommen auch aus dem Europäischen Sozialfonds Plus, der für den Zeitraum 2021-2027 mit 99 Milliarden Euro ausgestattet ist.¹⁷

Individuelle Lernkonten & Microcredentials

Motivation, Zeit, und Geld sind laut EU-Kommission die größten Hindernisse, die Menschen bei der Aufnahme einer Weiterbildung im Wege stehen. Das erklärte Ziel: alle Menschen in ihren sozialen Kontexten „jederzeit und lebenslang Zugang zu relevanten Weiterbildungsangeboten zu ermöglichen.“¹⁸ Dafür sollen Individuelle Lernkonten mit arbeitsmarktrelevanten und qualitätsgesicherten Weiterbildungsangeboten verknüpft werden. Microcredentials bescheinigen die Lernergebnisse, die „im Rahmen einer kleineren Lernerfahrung (z.B. Kurs oder Schulung)“ erzielt wurden.

Kann man sein Leben lang lernen?

Schauen wir kurz auf die Besetzung des Regierungskabinetts Deutschland.

  • Ein promovierter Literaturwissenschaftler und Philosoph wird Wirtschafts- und Klimaminister. (Robert Habeck)
  • Eine Juristin und Justiz- und Familienministerin wird Verteidigungsministerin. (Christine Lambrecht)
  • Ein Erzieher und Sozialpädagoge wird Landwirtschaftsminister (Cem Özdemir).
  • Eine Politikwissenschaftlerin wird Bauministerin (Klara Geywitz).
  • Ein ehemaliger Richter und Wirtschaftsanwalt wird Verkehrsminister (Volker Wissing).
  • Eine Germanistin wird Entwicklungsministerin (Svenja Schulze).
  • Eine Volkswirtschaftlerin wird Bildungsministerin (Bettina Stark-Watzinger).

 

 

Wie lernt man sein Leben lang?

Lebenslanges Lernen ist vor allem eine Frage der richtigen Methode für die individuellen Lebensumstände und persönlichen Anlagen.¹⁹ Unser Gehirn ist in jedem Alter in der Lage, Neues aufzunehmen und ständig zu lernen. Was sich mit den Jahren lediglich ändern kann, ist die Bereitschaft oder Energie, sich auf neue Lerninhalte einzulassen.

Das richtige Lernangebot finden.²⁰ 

Ein Lernangebot sollte idealerweise folgende Punkte erfüllen:

  • Ist es etwas Neues für dich? – Zugewinn an Wissen
  • Ist es attraktiv für dich? – Anreiz und Motivation
  • Hat es Relevanz für dich? – Persönliche/Berufliche Bezugspunkte
  • Ist das Gelernte anschlussfähig? – Direkte Möglichkeit der Anwendung

Lernen ist keine Frage des Alters²¹

Zwar fällt jungen Menschen der Neuerwerb von Wissen in der Regel leichter. Diesen „Rückstand“ können Ältere im Vergleich aber schnell durch bereits erworbenes Wissen und Kompetenzen ausgleichen und ergänzen. Die klassische Aufteilung, nach der es erst eine Phase der Ausbildung gibt und dann eine des produktiven Erwerbslebens, existiert nicht mehr. Lebenslanges Lernen ist für alle möglich.

Muss ich den eigenen Lerntyp kennen?²²

Die Grundannahme der Lerntypen: Jede:r lernt auf unterschiedliche Weise. Manche lernen lesend besonders gut. Andere über gesprochene Inhalte. Die Definition von Lerntypen ist wissenschaftlich nicht klar gefasst. Es gibt bisher keine wissenschaftliche Studie, die diese Kategorisierung im Ergebnis beweisen konnte.

Lerntypen nach Vester

Die bekannteste Beschreibung von vier grundsätzlichen Lerntypen stammt von Frederic Vester aus den 1970er Jahren. An seinen Ausführungen orientieren sich Lerntypen bis heute.

  • Der visuelle Lerntyp: Informationen werden bevorzugt über das Auge aufgenommen. Bildliche Darstellungen wie Grafiken oder Abbildungen helfen dabei. Eine geeignete Lernmethode ist z.B. das Mindmapping.
  • Der auditive Lerntyp: Informationen werden bevorzugt durch Hören gespeichert. Das laute Vorlesen von Lerninhalten hilft bei der Verankerung.
  • Der haptische (motorische) Lerntyp: Lernstoff wird am besten bei Aktivität verankert. Dazu gehört auch schlicht: Bewegung beim Lernen. Oder Gegenstände zum Lernen einbeziehen.
  • Der kommunikative Lerntyp: Informationen werden durch kritische Auseinandersetzung damit verarbeitet. Dazu zählen beispielsweise Diskussionen in Lerngruppen.

POV: Lerntypen sind relativ

Natürlich eignet sich jede:r Lernende im Laufe seines Lebens bevorzugte Techniken zur Informationsaufnahme an. Solche Techniken gehören idealerweise zu den Grundbausteinen der ersten Bildungserfahrungen, werden also in Schulen oder Universitäten vermittelt. Grundsätzlich gilt aber, dass wir alle gleichermaßen über unsere Sinnesorgane verfügen können, um uns Wissen und Fähigkeiten anzueignen.

Neues ist schnell gelernt, aber auch schnell vergessen

Abhängig vom Lernkontext und der Qualität des Lernmaterials vergessen ungefähr 50 Prozent der Lernenden das Gelernte ohne Wiederholung innerhalb einer Stunde, 70 Prozent innerhalb von 24 Stunden und 80-90 Prozent innerhalb von einer Woche.²³ Dieser Effekt wird auch Ebbinghaus-Kurve, oder Kurve des Vergessens genannt. Fakt ist: Learners learn by doing. Inhalte werden am besten erinnert, wenn sie in der Realität erprobt oder in simulierten Szenarien getestet werden

Social Learning: Der Mensch lernt gut in Gruppen

Social Learning begünstigt Generatives Lernen, also Lernen, das Bedeutung erzeugt. Laut sozialkognitiver Theorie lernen Menschen vor allem durch das Beobachten anderer in einer sozialen Gruppe.²⁴ Dies kann von Kulturgemeinschaft bis Technologiekonzern jede Gruppe sein. Wer positive Resultate bei anderen beobachtet, die eigenen Zielen entsprechen, integriert entsprechende Lösungswege mit hoher Wahrscheinlichkeit in das eigenen Verhalten.²⁵

Social Learning Benefit: Dein Netzwerk wächst und wächst

Sei es bei Weiterbildungskursen, Workshops oder bei Themenveranstaltungen: Nutze die Gelegenheit, mit anderen Teilnehmenden ins Gespräch zu kommen. Gerade bei berufsunabhängigen Weiterbildungen sind die Menschen im gleichen Themenfeld motiviert, für das du dich auch interessierst. An diese Initial-Gemeinsamkeit lässt sich gut anknüpfen.

Intrinsische vs. extrinsische Motivation²⁶

Motivation aufgrund von zusätzlichen Anreizen von außen bezeichnet man in der Psychologie als extrinsische Motivation. Dem gegenüber steht Motivation aus einer Tätigkeit selbst, die intrinsische Motivation. Anreize von außen können beispielsweise Geldbelohnungen sein. Nach dieser Auffassung möchte der Mensch ausschließlich den eigenen (finanziellen) Nutzen maximieren. Menschliches Verhalten ist aber häufig nicht rational auf irgendwelche externen Zwecke gerichtet. Die Motivation liegt dann im Verhalten selbst. Siehe Ehrenamt, Risiko-Sportarten oder Freude am Spenden.

Intrinsisch motiviert: besser mit Misserfolgen zurecht zu kommen²⁷

Intrinsische Motivation führt laut wissenschaftlicher Auffassung dazu, die Aufgabe als bedeutsam wahrzunehmen und sich frei in der Entscheidung dazu zu fühlen. Personen die sich intrinsisch motiviert verhalten, sind im Vergleich mit extrinsisch motivierten Personen zufriedener mit ihrer Tätigkeit, verfolgen die Ziele hartnäckiger, freuen sich mehr über das Erreichen eines Zieles und kommen besser mit Misserfolg zurecht.

Extrinsische Motivation: die weniger wirksame Alternative²⁸

Extrinsische Motivation, speist sich aus den Ergebnissen eines Verhaltens und daraus folgenden Konsequenzen. Plakativ gesagt sind dies Anreize wie Geld oder Strafe. Auch Lob und Anerkennung von anderen sind klassische, extrinsische Anreize. Extrinsische Motivation ist, hart formuliert, die schlechtere Alternativ. Weil es erstens nicht gelingt, das Lernangebot als solches motivierend genug zu gestalten. Und weil es für Lernende per se zu wenig Relevanz hat, oder nicht anschlussfähig ist.

 

Lebenslanges Lernen – Status quo Deutschland

Lebenslanges Lernen ist für viele Menschen in Deutschland mehr Theorie als Praxis. Ihnen fehlt die Orientierung, wozu sie sich in eigener Regie weiterbilden wollen.²⁹ Zu diesem Ergebnis kommt die Trendstudie 2021 „The Future of Upskilling. Erwachsenenbildung im Zeitalter der Digitalisierung“ von der IU. International sehen 85,6 Prozent der Befragten die eigene Weiterbildung als wichtig bis sehr wichtig an. In Deutschland sind es laut Upskilling Studie nur 65 Prozent, also 20 Prozent weniger. 

Deutschland: berufsunabhängige Weiterbildung bevorzugt³⁰

Die Persönliche Weiterbildung (unabhängig vom Beruf ­) wird in Deutschland mit 73,2 Prozent bevorzugt. 53 Prozent glauben, dass ihnen eine Weiterbildung hilft, ihre Ziele zu erreichen. Über 38 Prozent der Studienteilnehmer:innen sind an einer Weiterbildung interessiert, wissen jedoch nicht genau, welche Möglichkeiten es gibt. 44 Prozent geben an, noch nicht die passende Weiterbildung gefunden zu haben.

Onlineunterricht von Lernenden in Deutschland bevorzugt³¹

Die fortschreitende Digitalisierung spielt auch im Bereich der Weiterbildung eine große Rolle. Onlineunterricht wird mit 57 Prozent klar präferiert. Sowohl Onlineunterricht zu festen Zeiten als auch mit flexiblem Unterricht wird gewünscht. Jede:r dritte Befragte (33,6 Prozent) findet es gut, vor Ort mit einer Gruppe zu lernen. Nahezu ein Viertel der Befragten findet es klasse, sich weiterzubilden, ist jedoch nicht bereit, die Kosten privat zu tragen. 22,9 Prozent geben an, über alle notwendigen Kenntnisse zu verfügen. 20,5 Prozent fühlen sich zu alt.

Data Science und AI in Deutschland auf drittletztem Platz³²

Während international Weiterbildungsthemen wie Data Science und Künstliche Intelligenz besonders hoch im Kurs stehen, landet dieses Thema in Deutschland auf dem drittletzten Platz. Kein Punkt für Deutschland. Schlusslichter sind Tourismus und Architektur.  

Jede zweite Person in Deutschland ist älter als 45 Jahre

Jede zweite Person in Deutschland ist heute älter als 45 und jede fünfte Person älter als 66 Jahre. Laut Hochrechnung des Statistischen Bundesamts wird es in zehn Jahren mehr Arbeitskräfte geben, die 65 Jahre und älter sind als unter 20-jährige. Die Personalpolitik muss eine zentrale Rolle spielen. So zahlt die Formulierung „junges Team“ in Ausschreibungen laut Antidiskriminierungsstelle des Bundes und Gerichtseurteilen in Ausgrenzung älterer Erwerbstätiger ein.³³ 

Nur ein Drittel Cent pro Euro für Erwachsenenbildung

Für jeden Euro, der staatlicherseits für Bildung ausgegeben wird, geht ein Drittel Cent an die Erwachsenenbildung. Der Anteil der Erwachsenenbildung an den staatlichen Bildungsausgaben in Deutschland lag nach einer Studie des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung vor knapp zehn Jahren bei lediglich 0,34 Prozent³⁴. Im Jahr 2019 wurden 201,6 Milliarden Euro für Bildung ausgegeben. Davon flossen lediglich etwa 7,4 Milliarden. Euro in Ausgaben für weitere Bildungsangebote. Noch weniger ging an „Förderung von Teilnehmenden an Weiterbildung“: nur rund 1,6 Milliarden Euro.³⁵

Warum ist Lebenslanges Lernen wichtig?

Lebenslanges Lernen ist ein sogenannter Megatrend. Unter Megatrends fallen besonders tiefgreifende und nachhaltige Entwicklungen, die gesellschaftliche und technologische Veränderungen betreffen.³⁶ Die grundlegende Frage lautet: Wie werden wir morgen leben und auf welche Kompetenzen kommt es dabei besonders an?  Für wirtschaftliche und staatliche Akteure ist es essenziell, diese Trends in ihre strategische Planung zu integrieren.  Zu den weiteren Megatrends der nächsten Jahre gehören laut Zukunftsinstitut Deutschland auch eine neue Wissenskultur und auch die Neo-Ökologie.³⁷

Lebenslanges Lernen als Kernkompetenz³⁸

Nach Berechnungen des Bundesarbeitsministeriums werden bis 2025 durch Automatisierung und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz rund 1,6 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland wegfallen, während gleichzeitig etwa 2,3 Millionen neue Jobs geschaffen werden.³⁹ Dabei wird der Anteil der Arbeit, der technisches Wissen voraussetzt, um mehr als 50 Prozent steigen. Angesichts des schnellen technologischen Wandels gilt heute nicht mehr, dass einmal Erlerntes ein ganzes Leben lang hält.

Future Skills Economy⁴⁰

Skills Economy definiert unter anderem ein Set von Fähigkeiten, das gebraucht wird, um eine bestimmte Position zufriedenstellend auszuführen. So kann beispielsweise nur derjenige zum Treiber digitaler Initiativen werden, der aktuelle, digitale Anforderungen versteht. Nicht jede:r muss programmieren lernen. Die Erweiterung zur Future Skills Economy konzentriert sich auf ein Set von Fähigkeiten, dass Mitarbeiter brauchen, um sich in ihrer Karriere entlang des technologischen Wandels wettbewerbsfähig aufzustellen.

Unternehmen mit Weiterbildungsangeboten erfolgreicher⁴¹

Laut einer aktuellen Microsoft-Studie zu Lebenslangem Lernen sind jene Unternehmen am erfolgreichsten, die der Weiterbildung ihrer Beschäftigten den gleichen Stellenwert einräumen wie den Investitionen in intelligente, neue Technologien. Um digitales Re-Skilling im Unternehmen effizient umzusetzen, muss in der Unternehmenskultur Lernen und Arbeiten zusammen gedacht und vermittelt werden. 

Bekenntnis zur Lernkultur: Aus „Know-how“ wird „Know-why“

Führungskräften kommt als Gestalter:innen der Lernkultur im Unternehmen eine entscheidende Rolle zu. Sie gehen mit gutem Beispiel voran und zeigen, wie Lernen ein selbstverständlicher Teil der Arbeit werden kann. Neben der Vermittlung von „Know-how“ geht es vor allem um das „Know-why“. Ihr Handeln und Entscheiden steht in direkter Wechselwirkung damit, wie die Lernkultur von den MitarbeiterInnen wahrgenommen wird.

Sie ist dann erfolgreich, wenn:⁴²

  • die Bekenntnis zum kontinuierlichen Lernen durch Führungskräfte vorgelebt wird
  • ein Bezug zwischen den Lernangeboten und der Arbeitspraxis besteht
  • eigenverantwortliches und autonomes Lernen belohnt wird
  • eine toleranter Umgang mit Fehlern gelebt wird

Quellen

¹ https://www.spektrum.de/podcast/spektrum-podcast-wie-kann-lebenslanges-lernen-gelingen/1953298

² https://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/zukunft-bildung/197495/lebenslanges-lernen

³ https://de.wikipedia.org/wiki/Lebenslanges_Lernen

https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?title=Glossary:Lifelong_learning/dehttps://erwachsenenbildung.at/themen/lebenslanges_lernen/oecd_unesco/aktuell.php

https://assets.kpmg/content/dam/kpmg/pdf/2015/09/digitales-lernen-in-unternehmen-KPMG-2015.pdf

https://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/zukunft-bildung/197495/lebenslanges-lernen

https://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/zukunft-bildung/197495/lebenslanges-lernen?p=0

https://km-bw.de/,Len/startseite/kultur_weiterbildung/Lebenslanges_lernen

https://erwachsenenbildung.at/themen/lebenslanges_lernen/was_ist_lll/definitionen.php

¹⁰ https://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/zukunft-bildung/174634/chancengleichheit

¹¹ https://www.oecd.org/germany/Skills-Outlook-Germany-DE.pdf

¹² https://de.statista.com/statistik/daten/studie/164930/umfrage/zielgruppen-von-elearning-in-deutschen-unternehmen/

¹³ https://www.europarl.europa.eu/about-parliament/de/in-the-past/the-parliament-and-the-treaties/maastricht-treaty

¹⁴ https://www.europarl.europa.eu/summits/lis1_de.htm

¹⁵ https://www.hrk.de/uploads/tx_szconvention/memode.pdf

¹⁶ https://germany.representation.ec.europa.eu/news/lebenslanges-lernen-kommission-starkt-zugang-zu-weiterbildungen-2021-12-10_de

¹⁷ https://www.euractiv.de/section/finanzen-und-wirtschaft/news/lebenslanges-lernen-grosse-diskrepanzen-in-den-mitgliedstaaten/

¹⁸ https://germany.representation.ec.europa.eu/news/lebenslanges-lernen-kommission-starkt-zugang-zu-weiterbildungen-2021-12-10_de

¹⁹ https://www.spektrum.de/podcast/spektrum-podcast-wie-kann-lebenslanges-lernen-gelingen/1953298

²⁰ http://mit-blog.de/lebenslang-lernen/

²¹ https://karrierebibel.de/lebenslanges-lernen/

²² https://www.scribbr.de/studium/lerntypen/https://www.spiegel.de/start/sieben-lernmythen-im-check-nein-sie-sind-kein-visueller-lerntyp-a-d2e2e176-15ec-4b83-9b2a-6d2319888fe1https://www.geo.de/wissen/17468-rtkl-mythen-check-fuenf-populaere-irrtuemer-ueber-bildung-und-lernen

²³ https://de.wikipedia.org/wiki/Vergessenskurve

²⁴ https://de.wikipedia.org/wiki/Sozialkognitive_Lerntheorie

²⁵ https://www.verywellmind.com/social-learning-theory-2795074

²⁶ https://www.lpb-bw.de/fileadmin/Abteilung_III/jugend/pdf/ws_beteiligung_dings/2017/ws6_17/intrinsische_extrinsische_motivation.pdf

²⁷ https://www.lpb-bw.de/fileadmin/Abteilung_III/jugend/pdf/ws_beteiligung_dings/2017/ws6_17/intrinsische_extrinsische_motivation.pdf

²⁸ https://www.lpb-bw.de/fileadmin/Abteilung_III/jugend/pdf/ws_beteiligung_dings/2017/ws6_17/intrinsische_extrinsische_motivation.pdf

²⁹https://res.cloudinary.com/iubh/image/upload/v1636974505/Presse%20und%20Forschung/White%20Papers/202109_Erwachenenbildung_Deutschland_Whitepaper_zqre1t.pdf

³https://res.cloudinary.com/iubh/image/upload/v1636974505/Presse%20und%20Forschung/White%20Papers/202109_Erwachenenbildung_Deutschland_Whitepaper_zqre1t.pdf

³¹https://res.cloudinary.com/iubh/image/upload/v1636974505/Presse%20und%20Forschung/White%20Papers/202109_Erwachenenbildung_Deutschland_Whitepaper_zqre1t.pdf

³² https://www.haufe.de/personal/hr-management/kolumne-e-learning-planlos-im-weiterbildungsdschungel_80_555722.html

³³ https://www.humanresourcesmanager.de/news/altersdiskriminierung-aus-der-zeit-gefallen.html

³⁴ https://www.gew.de/aktuelles/detailseite/600-millionen-euro-zusaetzlich-fuer-erwachsenenbildung-notwendig

³⁵ https://www.tagesspiegel.de/politik/berlin-bekommt-gesetz-zur-erwachsenenbildung-lebenslanges-lernen-wird-endlich-als-recht-verankert/27464952.html

³⁶ https://www.muw-nachrichten.de/wirtschaft/megatrends-im-fokus/

³⁷ https://www.zukunftsinstitut.de/dossier/megatrend-neo-oekologie/

³⁸ https://www.it-zoom.de/it-mittelstand/e/lebenslanges-lernen-wird-zur-kernkompetenz-27498/

³⁹ https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/kuenstliche-intelligenz-heil-will-arbeitnehmer-bei-umstellung-auf-ki-unterstuetzen/23644120.html

https://www.weforum.org/agenda/2020/10/top-10-work-skills-of-tomorrow-how-long-it-takes-to-learn-them/

⁴¹ https://www.it-zoom.de/it-mittelstand/e/lebenslanges-lernen-wird-zur-kernkompetenz-27498/

⁴² https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2F978-3-658-18565-7.pdf