Wer seid ihr und was macht ihr beruflich?

Sylvia: Ich bin Frau, Mama, Unternehmerin, Business Angel, Gründerin und war bis 2021 bei der IT-Firma novomind in Hamburg. Dort war ich in verschiedenen Rollen u.a. als Bereichsleitung, Gesellschafterin und Vorstand für Vertrieb/Marketing und habe das Unternehmen in allen Wachstumsphasen begleitet, von anfänglich 20 bis hin zu 500 Mitarbeitenden.

Letztes Jahr habe ich dann entschieden, meine gesammelte Erfahrung jungen Unternehmen weiterzugeben und bin seitdem mit meiner Firma STInvest als Business Angel aktiv. Um Unternehmen verschiedener Größe, egal ob Start-up, Corporate oder Mittelstand auch durch Know-How zu unterstützen, habe ich außerdem meine Firma STRealise gegründet. Daneben engagiere ich mich u.a. als Mentorin, v.a. für junge Frauen. Seit September habe ich die Rolle des Interim Co-Leads bei dem Next Commerce Accelerator in Hamburg übernommen.

Meine Mission ist es, Menschen glücklich zu machen und ihnen dabei zu helfen, sich ihre Wünsche zu erfüllen. Ob durch Skalierung ihres Start-ups, indem ich ihnen helfe, in ihren Unternehmen erfolgreich zu sein und zu wachsen, oder im Privaten als Mentorin, durch  Unterstützung und Netzwerk.

Merlin: Ich bin auch viele/s. Vermutlich, weil ich einige Züge von Scanner-Persönlichkeiten habe. Ich bin einerseits seit über sechs Jahren in der Chemiebranche unterwegs, in verschiedenen Finance- und Controlling-Positionen. Zurzeit mache ich zusätzlich einen Master im Bereich Erneuerbare Energien und eine Fortbildung an einer Journalistenschule in Public Relations. In Zukunft wäre ich gerne auch Autorin. Ansonsten bin ich ein sehr strukturierter Freigeist – das passt nicht immer zusammen, aber so ist das in vielen Bereichen meines Lebens. Ich brauche immer ein breites Spektrum.

Bei Sylvia kümmere ich mich vor allem um Kommunikation und versuche ihre tausend Ideen einzufangen, zu Papier zu bringen und Struktur zu schaffen. Das machen wir, glaube ich beide füreinander, denn jede von uns hat ständig neue Ideen, neue Richtungen und neue Impulse. Der anderen zuhören, Fragen zu stellen und ein bisschen Ordnung rein zu bringen hilft sehr – Sylvia hat ja zusätzlich auch noch eine Coaching-Ausbildung. Davon profitiere ich immer enorm, wenn mein Kopf mal wieder auf Hochtouren läuft.

Was ist euch bei eurem Job besonders wichtig?

Sylvia: Freiheit, Spaß und nach außen wirklich etwas bewegen zu können!

Merlin: Auf jeden Fall auch Freiheit, ich möchte in keinem Bereich meines Lebens ein Korsett. Das ermöglicht es auch, energiebasiert zu arbeiten. Für mich zählen beim Thema Spaß auch ganz besonders die Menschen, mit denen man zusammenarbeitet. Ich ziehe und verliere unheimlich viel Energie aus der Interaktion mit Menschen, weil ich mich immer sehr stark auf mein Gegenüber einlasse. Deshalb möchte ich interessante und vor allem offene Menschen in meinem Leben, privat wie im Job.

Was ist eure größte Stärke?

Sylvia: Ich will immer allen gefallen und habe insofern gelernt, immer total empathisch zu sein.

Merlin: Meine Willensstärke. Wenn ich etwas wirklich will, dann sorge ich dafür, dass es klappt. Dann beiß‘ ich mich richtig darin fest und je mehr Steine man mir in den Weg legt, desto entschlossener werde ich. Wenn mir jemand sagt: Das ist unmöglich, das geht nicht, dann drehe ich so richtig auf und denke “klar geht das, es gibt für alles Wege und Möglichkeiten”.

Was war der beste Tipp, den ihr je bekommen habt?

Sylvia: Heute ist mein Lieblingstag. Jeder Tag ist wichtig im Leben.

Merlin: Die Welt um dich herum ist ein Spiegel. Viele Schatten in unserem Leben rühren daher, dass wir uns selbst in der Sonne stehen.

Was würdet ihr als Erstes ändern, wenn ihr die Möglichkeiten dazu hättet?

Merlin: Aktuell und kurzfristig: the way we hire. Ich würde mir wünschen, dass mehr Unternehmen offener sind für bunte Biografien, für non-lineare Wege, für Fähigkeiten und Mindset statt immer nur spezifische Berufserfahrung. Warum ist der Quereinstieg immer noch so schwierig? Man kann doch alles lernen, vor allem, wenn man es will!
Und was ich außerdem gerne ändern würde, vor allem, weil ich oft genug selbst darin gefangen bin, ist die oft (deutsche) Mentalität des “Bedenken habens”. Warum immer vom schlimmsten Szenario ausgehen, anstatt sich zu überlegen: Was ist, wenn’s klappt?

Sylvia: Ich würde mir oft wünschen, dass “wir” weniger rumjammern und mehr in die Richtung denken: Ok, soll wohl so sein, wird schon einen Sinn haben und dann positiv bleiben und weitermachen. Erfolge würdigen, aber auch mal loslassen und Spaß haben. Wenn etwas nichts wird und wir hatten Spaß dabei, dann ist es auf jeden Fall kein Misserfolg.

Seit wann seid ihr bei nushu und wie würdet ihr den nushu effect beschreiben?

Merlin: Ich hatte Ende Oktober 2021 mein nushu onboarding und habe dann im November an meiner ersten Veranstaltung teilgenommen, bei der ich auch Sylvia kennengelernt habe. Und ich kann wirklich von Herzen sagen, dass der nushu effect bei mir ab Sekunde eins eingesetzt hat.
Jedes Mal, wenn ich an nushu happenings teilnehme, treffe ich auf interessante und interessierte Frauen. Alle sind offen, die Atmosphäre ist entspannt und alle lassen sich aufeinander ein. Ich hab das Gefühl, dass ich mit Personen, die ich gar nicht kenne, total offen sein kann. Oft stelle ich dann fest, dass das, was mich umtreibt, tatsächlich auch andere Menschen beschäftigt. Häufig denkt man ja, man ist mit seinen Problemen alleine.
Für mich haben sich im Anschluss an nushu events schon viele tolle und inspirierende Gespräche ergeben. Und wenn nicht, bin ich zumindest IMMER mit einem guten Gefühl aus den Treffen rausgegangen, weil die nushu crew einfach gute Energie hat, Leute mit guter Energie zusammenbringt und diese Energie dann nochmal neu verteilt. Das ist der nushu effect.

Warum ist Networking so wichtig für die Karriere?

Sylvia: Letztendlich erfüllen sich Wünsche durch andere Menschen bzw. die Wahrscheinlichkeit, dass sich die eigenen Wünsche oder Ideen verwirklichen, ist meist hoch, wenn man sie mit anderen Menschen teilt.

Was sind eure Top 3 Tipps für gutes Networking?

Sylvia: Im besten Fall weiß ich von jedem/jeder, in welcher Phase/Wunschphase er/sie momentan ist und was sie/ihn weiterbringen würde. Immer wenn es dann aktuell wird, versuche ich die Person mit einer anderen zu vernetzen. Gutes Networking bedeutet nämlich auch Vernetzungen anderer Menschen zu fördern, man muss gar nicht immer selbst direkter Nutznießer sein.

Merlin: Klare Ansagen und die eigene positive Energie nutzen, um andere Leute anzuziehen. Ich schaffe es zum Beispiel nicht immer, direkt auf Leute zuzugehen und jeden anzusprechen. Aber ich hab gemerkt, dass wenn ich offen und positiv und aufmerksam bin, Leute einfach auf mich zukommen.
Trotzdem denke ich, es ist wichtig, zu verlautbaren, was man sich wünscht. Komisches Wort, aber da steckt eben auch das Wort “laut” drin. Wenn man sich etwas wünscht, muss man das einfach auch aussprechen. Ich glaube daran, dass es immer genug Menschen um einen herum gibt, die helfen wollen und können, aber das geht eben nur, wenn sie auch wissen, wie sie das tun können, was spezifisch gebraucht und gewünscht wird.
Als letzten Punkt, finde ich bei gutem Networking wichtig, dass man gerade auch dann füreinander da ist, wenn man den anderen nicht braucht.

Wie habt ihr euch gefunden?

Merlin: Wir haben uns kennengelernt bei unserem ersten nushu event im November 2021, einem nushu kaffeedate. In zweimal 15 Minuten wurden wir in Dreiergruppen mit Frauen aus ganz Deutschland zusammengewürfelt – in der ersten Gruppe traf ich u.a. auf Sylvia. Sie war mir sofort sympathisch, weil sie die ganze Zeit gelächelt hat und super offen und interessiert war. Außerdem hing im Hintergrund an ihrer Wand eine total chaotische Kinderzeichnung, von der ich die ganzen 15 Minuten immer wieder abgelenkt wurde, weil ich mich gefragt hab, was darauf dargestellt ist. Diese beiden Sachen sind irgendwie hängen geblieben. Wir haben uns dann schnell im Chat geschrieben und Mailadressen ausgetauscht, festgestellt, dass wir beide in Hamburg leben und uns dann wenig später auf ein richtiges Kaffeedate getroffen.

Sylvia: Ich erinnere mich daran, dass Merlin in der Session sagte, sie sei neu in Hamburg, und nicht ganz so happy mit der damaligen Situation bei ihrer Arbeit und dass sie offen sei, für alles, was so kommt. Bei mir blieb damals hängen, dass sie, ähnlich wie ich, ein offenes Herz hat und keine Mauern und auch die verrücktesten Sachen mitmacht. Und da dachte ich: Ja, vielleicht kann man sich da ja mal treffen.

Wie ist eure Zusammenarbeit zustande gekommen?

Merlin: Timing – Sympathie – Spontanität.
Bei besagtem Kaffeedate erzählte Sylvia mir, dass sie gerade ihren Vorstandsposten in ihrer alten Firma verlassen habe und sich in der Gründung ihrer eigenen Firma befände. Sie bräuchte noch eine Sparringspartnerin, mit der sie sich austauschen könne, damit ein bisschen Teamgefühl reinkäme.
Und ab da führte eigentlich kein Weg dran vorbei: Wir hatten einfach so eine tolle Energie, so guten Austausch, haben gelacht und philosophiert, hatten so viele Ideen und haben gemerkt, dass wir einander total guttun. Da dachte ich: Wieso nicht? Wenn man auf solche Menschen trifft, muss man einfach etwas draus machen. Und ich hab’s keine Sekunden bereut, weil die Zusammenarbeit so viel Spaß bringt!

Sylvia: Ich war zu dem Zeitpunkt schon länger auf der Suche nach jemandem, der mit mir zusammen da ist, sodass ich mich nicht mehr so nach einer One-Woman-Show fühle. Ich habe mir jemanden gewünscht, der einerseits Sparringspartner ist und sich andererseits ein bisschen auskennt im Thema Buchhaltung & Co, weil das so gar nicht mein Ding ist. Und dass es eine Person ist, die was drauf hat im Thema PR. Dazu wurde mir bestimmt zehnmal gesagt: Das kannst du vergessen, so jemanden findest du nicht. Die Kombination Buchhaltung und PR gibt es noch einfach schonmal gar nicht. Aber als wir uns getroffen haben, durfte ich feststellen: Dem ist nicht so.

Wie häufig trefft ihr euch und wie gestaltet ihr Meetings?

Merlin: Da unser beider Arbeitstag in der Regel sehr voll ist, gestalten wir unsere Zusammenarbeit so flexibel wie möglich. Mal haben wir ein Jour fixe abends um 20 Uhr, vieles klären wir über Sprachnachrichten bei Whatsapp oder bei einem Kaffeedate auf irgendeiner von Sylvias tausend Veranstaltungen. Mir gefällt es total, dass wir so flexibel miteinander sind und es trotzdem schaffen, so konstant im Austausch zu bleiben.

Was könnt ihr anderen empfehlen, die auf der Suche nach Kollaborationen sind?

Merlin: Surround yourself with the right people.
Mir hat nushu als Plattform tatsächlich sehr geholfen. Ich bewege mich oft in einem Umfeld, in dem es mir schwerfällt, sichtbar und “vocal” zu werden. Das ist bei nushu ganz anders. Die Stimmung ist total offen und wertschätzend, alle hören einander zu und sind an verschiedenen Meinungen interessiert. Ich hab schon oft nach Veranstaltungen wie Lunchbreaks, Kaffeedates oder nach der nushu visibility journey einfach Teilnehmerinnen angeschrieben, bei denen ich das Gefühl hatte, dass wir irgendwie gemeinsame Themen haben könnten. Dann haben wir uns in Videocalls ausgetauscht und es war immer total bereichernd!
Ich habe festgestellt, dass es hilft, sich mit Menschen zu umgeben, die das “richtige” Mindset haben. Ich war diesen Sommer viel auf Veranstaltungen, wie z.B. dem EMOTION Women’s Day – ganz ohne persönliche Agenda. Aber meistens ergeben sich dort ganz automatisch gute Gespräche, weil die Menschen dort offen und interessiert sind. Ich glaube mittlerweile ganz fest daran, dass man in solchen Umgebungen die richtigen Menschen anzieht.
Wenn man genau weiß, wonach man sucht, ist es glaube ich sogar noch einfacher. Schreibt es auf und macht es sichtbar: Ob bei LinkedIn, bei nushu, bei Instagram, … man muss seine Wünsche aussprechen, dann kann die Welt auch drauf reagieren.

Sylvia: Mein Credo und damit auch mein Tipp ist, in jeder neuen Bekanntschaft eine Chance zu sehen für persönliches Wachstum. Ich glaube daran, dass es keine zufälligen Begegnungen gibt. Ich versuche in jeder Begegnung eine Chance zu sehen, dass sie mir in irgendeiner Form etwas zurückgibt – und wenn es nur eine Erkenntnis ist, die ich ggf. aus einer schlechten Begegnung ziehe.

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