Du möchtest in deinem eigenen Unternehmen ein internes Frauennetzwerk gründen? Hier findest du wertvolle Tipps und gute Argumente, wie dir das mit deinen Mitstreiterinnen erfolgreich gelingt. In einigen Unternehmen gibt es sie bereits: interne Frauennetzwerke für Mitarbeiterinnen mit einer relevanten Anzahl an Mitgliedern und weiblichen Vorbildern aus der Führungsebene. Hier haben Management und Personalverantwortliche die Kraft unternehmensinterner Frauennetzwerke erkannt.  Und sind bereit, engagierte Mitarbeiterinnen in den organisatorischen und finanziellen Strukturen dafür zu unterstützen.

Interne Frauennetzwerke als DE&I-Strategie 

Interne Frauennetzwerke können sich zu wirkungsvollen Diversity-Boostern in deinem Unternehmen entwickeln. Zu einer guten DE&I-Strategie gehören laut Studien aus weiblicher Perspektive:²

Ich glaube, dass Frauen als Gegenpol zu den ganzen Karriere-Ratgebern vor allem Netzwerke brauchen, Verbindungen knüpfen können, auch in ihrem Unternehmen selbst. Ein Unternehmen ist dann gut unterwegs, wenn es früh genau solche Möglichkeiten und Plattformen bietet.“ Alexandra Heinrichs, Vice President HR Unilever für die Regionen DACH, Nordics, Benelux und Italien, in Folge #61 von “Female Business: Der nushu Podcast”

Schlüsselfaktoren für den Erfolg

Die Schlüsselfaktoren für den erfolgreichen Aufbau eines Frauennetzwerks im Unternehmen sind:

  • die Bereitstellung eines eigenen Etats,
  • die Anerkennung für die zusätzliche Arbeitsleistung, die mit der Netzwerkorganisation einhergeht,
  • die Anbindung an das Management und HR,
  • eine relevante Anzahl an Multiplikatorinnen im Netzwerk mit Führungs- und Vorbildrollen
  • und für Fortgeschrittene: der branchenübergreifende Austausch mit externen Netzwerken mit ähnlicher Agenda.

POV: Frauennetzwerke mit Businessfokus dienen dem Feminismus

Kritikerinnen argumentieren, dass Frauennetzwerke mit Businessfokus sich zu sehr auf die individuelle Selbstverwirklichung konzentrieren. Somit würden sie dazu beitragen, kollektive, feministische Bemühungen zum Abbau struktureller Ungleichheiten zurückzudrängen.³ Bei nushu begreifen wir Wirtschafts- und Karrierenetzwerke für Frauen auch als politische Arenen.⁴ Mit einer übergeordneten Zielsetzung wie beispielsweise Female Empowerment stehen sie für das Einfordern gemeinsamer Interessen und Anliegen. Und bieten so neben persönlicher Weiterentwicklung und zielgerichteter Vernetzung einen Ort für feministische Praxis.

Wie gründe ich ein Frauennetzwerk im Unternehmen?

Das Ziel ist es, Strukturen zu etablieren, die keine zusätzliche Belastung durch Überstunden oder etwa auch das Einbringen eigener finanzieller Mittel nötig machen. Es reicht auch nicht, einmal ein Event-Konzept aufzusetzen, dieses durch das Intranet zu jagen und dann treffen sich alle.

Warum Commitment der Führungsebene wichtig ist

Ein internes Frauennetzwerk kann nur dann erfolgreich sein, wenn es von Management und HR unterstützt wird.  Commitment darf dabei aber niemals ein reines Lippenbekenntnis bleiben⁵, Behaltet im Blick, dass interne Frauennetzwerke auch weibliche Vorbilder aus der Führungsebene integrieren müssen, um eure übergeordneten Ziele im Sinne von Diversity im Unternehmen nachhaltig zu fördern.

Zielsetzung des Netzwerks klar formulieren

Notwendig ist neben einer Agenda auch das gemeinsame Verständnis darüber, was der Zweck des internen Frauennetzwerks ist. Formuliert die Erwartungshaltung und Zielsetzung von Anfang an klar! Je höher die Ansprüche an das Netzwerk, desto mehr ist darauf zu achten, dass sich dies auch in der Ausstattung und gegebenenfalls in jeweils angelegten Messkriterien spiegelt.⁶

Diese Fragen helfen bei der Orientierung⁷

  • Überbau: Wo stehen wir aktuell im Bereich Gender Diversity?
  • Zielsetzung: Welchen Mehrwert erhoffen wir uns durch die Etablierung eines internen Frauennetzwerks?
  • Zielgruppe: Wen adressieren wir und wie können wir die Wünsche der Angesprochenen filtern?
  • Messbarkeit: Soll das Netzwerk einer Erfolgskontrolle unterzogen werden?
  • Kooperation: Wie sieht es aus mit externen Netzwerken? Wollen wir uns mit denen verknüpfen?

Achtung: Bereitet euch auf möglich Einwände vor. Spielt in eigener Sache den Advocatus Diabloli und geht vorab mögliche Gegenargumente durch.

Programmatische Gestaltung und Kick-off⁸

Bei der programmatischen Gestaltung gilt es (ähnlich wie bei einem Redaktionsplan) zu klären, was wann und wie mit welchen Kapazitäten umgesetzt werden soll. Zudem lohnt es sich, für das Kick-off ruhig auch einmal “groß und laut” zu denken.

Mögliche Fragestellungen:

  • Soll eine eigene CI für das Netzwerk entwickelt werden?
  • Wie soll das Netzwerk intern kommuniziert werden? (beispielsweise digitale Lunchdates für Interessierte anbieten)
  • Wie halten wir die Mitarbeiterinnen auf dem Laufenden? Wie binden wir Kolleginnen an anderen Standorten ein? (Newsletter / XING oder LinkedIn-Gruppe / internes Netzwerktool etc.)
  • Welche Formate sollen angeboten werden?
  • In welcher Regelmäßigkeit soll das Netzwerk zusammenkommen?
  • Sollen und können die Events während der Arbeitszeit stattfinden?
  • Soll es eine Zertifizierung für die Veranstaltungen geben?
  • Wie soll die Kick-off-Veranstaltung gestaltet werden?

Netzwerken im Unternehmen – Das sind deine Benefits

Wenn ein unternehmensinternes Frauennetzwerk erst einmal etabliert ist, profitieren Netzwerkmitglieder (und euer Unternehmen) von einigen Benefits. Dies sind die Top 4 der nushu redaktion:

1. Sichtbarkeit und Synergien

Egal, wie groß dein Unternehmen auch sein mag: Am Arbeitsplatz bewegen wir uns trotzdem in unseren kleinen Office-Hubs, in unseren Arbeitsgruppen, in den Teams, den Task Forces, mit denen wir an Produkten, Dienstleistungen oder Ideen feilen. Ein unternehmensinternes Frauennetzwerk kann dazu beitragen, dein Profil als sachkundige, zuverlässige und kooperativ agierende Mitarbeitende im gesamten Unternehmen auszubauen. Zudem kommst du mit Gleichgesinnten in Kontakt, mit denen du die übergeordneten Netzwerkziele wie beispielsweise Vereinbarkeitsmodelle oder mehr Gender Diversity weiter vorantreiben könnt. Und die euch vielleicht in ein nächstes Projekt einbinden wollen (Hallo, Synergien!). Auch falls du selbst gerade auf Suche nach weiblicher Teamverstärkung bist, ist ein internes Frauennetzwerk ein guter Ort, um diese zu finden.

„Als ich selbst in die Verantwortung kam, Teams zusammenzustellen und Menschen zu befördern oder einzustellen, da ist mir bewusst geworden: Ich kann selbst viel für Gender Diversity sorgen, indem ich hier auch Frauen in bestimmte Positionen einstelle und befördere.“ Tina Müller, CEO Douglas Group, früher CMO und Vorständin Marketing bei Opel, in Folge #31 von “Female Business: Der nushu Podcast”

2. Holt euch frische Ideen und bietet Lösungen an

Sei es Gehaltsverhandlung, der Wunsch nach flexibleren Arbeitszeitmodellen oder die Lösung einer kniffligen Teamdynamik: In einem internen Frauennetzwerk kannst du nützliche Informationen oder Tipps an Kolleginnen weitergebt, die sie benötigen. Auch für dich bietet die Vernetzung eine hervorragende Quelle für neue Perspektiven, Hacks und Ideen, die dich in gemeinsamen Zielen und deiner täglichen Arbeitspraxis nach vorne bringen (Erkenntnisgewinn!). Hier kannst du beispielsweise Best-Practice-Wissen austauschen, etwas über die strategischen Ziele ähnlich positionierter Netzwerkmitglieder erfahren und über die neuesten Entwicklungen in deinem Unternehmen auf dem Laufenden bleiben.

3. Selbstvertrauen aufbauen / Success Stories transportieren

Die Stichworte lauten: Mutig sein. Frei sprechen. Und beides auch im Hinblick auf deine persönlichen Erfolge, Visionen und Meilensteine. Indem du dich selbst der Herausforderung stellst, mit bisher wenig oder dir unbekannten Menschen in einen produktiven Austausch zu finden, verlässt du deine Komfortzone. Und baust deine sozialen Fähigkeiten inklusive dein Selbstvertrauen aus, was dich auch jenseits des Office stärkt.⁹ Dinge aus einer neuen Perspektive zu betrachten, kann ungemein hilfreich sein, um Challenges anzugehen, vor denen du dich bislang gescheut hast. Spoiler Alert: Die meisten Menschen werden sehr gerne um ihre persönliche Einschätzung oder Tipps gebeten. Es gibt ihnen das Gefühl, wertgeschätzt und wirksam zu sein.

„Über Erfolge zu sprechen hat bei mir lange gedauert. Dafür mussten sie sich natürlich zuerst einmal einstellen. Aber als es dann soweit war, hatte ich nicht den Impuls, jedem erzählen zu müssen, dass ich jetzt eine Professur habe oder zu sagen: Hier kommt die Aufsichtsrätin! Heute versuche ich, mit Freude über Erfolge zu sprechen und sie in Geschichten einzubauen, die zeigen was ich tue und andere ermutigen, sich ebenfalls zu trauen, mutig zu sein.“ Prof. Manuela Rousseau, Senior Advisor Global Diversitiy & Inclusion und stellv. Aufsichtsrätin Beiersdorf AG, in Folge #22 von “Female Business: Der nushu Podcast”.

Quellen

¹ https://www.teamnushu.de/about/frauennetzwerke

² https://www.she-works.de/digitalisierung/fachkraeftemangel-it-branche-muss-frauen-in-tech-staerker-foerdern/2021/10/12/

³ https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/00187267221083665

https://www.teamnushu.de/about/frauennetzwerke

https://www.stellenanzeigen.de/arbeitgeber/vorteile/studien/netzwerkstudie-2017/

https://www.di-strategy.com/files/content/downloads/Fresh-Look-at-Women-Networks_ResearchReport_A4.pdf

https://www.stellenanzeigen.de/arbeitgeber/vorteile/studien/netzwerkstudie-2017/

https://www.stellenanzeigen.de/arbeitgeber/vorteile/studien/netzwerkstudie-2017/

https://www.deutschlandfunkkultur.de/beiersdorf-aufsichtsraetin-ueber-gleichstellung-traut-euch-100.html; https://www.avantgarde-experts.de/de/magazin/business-networking/; https://www.agile-sales-company.de/blog/netzwerken-im-unternehmen; https://www.spiegel.de/karriere/networking-so-gelingt-effektives-netzwerken-a-3669b9fa-92b4-4888-8553-fcb5a21cf12e